Weitere Fotos der Veranstaltung unter:

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Workshop Schutzdienst bei der OG Hildesheimer Börde

In vielen Gesprächen mit Anfängern im Hundesport wurde immer wieder herausgestellt, dass es an den erforderlichen Grundlagen zur erfolgreichen Ausbildung im Hundesport fehlt. Also galt es in einem Workshop zu versuchen gewisse Grundkenntnisse zu vermitteln.

In einer Einladung der OG Hildesheimer Börde wurde dann von Uwe Ritthammer der Anfänger im Hundesport bis zum routinierten Hundeführer angesprochen. Innerhalb von wenigen Tagen waren alle Teilnehmerplätze mit Hund ausgebucht. Es war nur noch die Teilnahme ohne Hund möglich.

Im theoretischen, wie auch im praktischen Teil des Workshops gelang es Uwe Ritthammer mit seinem Team (Ehefrau und Sohn,) je nach Ausbildungsstand den Hundeführern Möglichkeiten der Ausbildung aufzuzeigen. Schon am Ende der Veranstaltung war zu hören, dass gerade die Anfänger  im Hundesport nun die Ausbildung aus einer ganz anderen Perspektive sehen.

Wann gibt es eine Fortsetzung zu diesem Workshop, wurde immer wieder gefragt. Für den Herbst ist hierzu eine weitere Veranstaltung geplant.

Auch im Namen aller Teilnehmer des Workshops danke ich Uwe Ritthammer und Team für dieses  erlebnisreiche  Wochenende.

Heinz-Erich Löhr

1. Vorsitzender OG Hildesheimer Börde

Einschätzung des Referenten Uwe Ritthammer

Wie alle anderen Lebensbereiche, musste auch der Hundesport die letzten beiden Jahre coronabedingt zurückstecken. Umso mehr habe ich mich nach der langen Abstinenz über die Einladung nach Sarstedt für ein KfT Ausbildungsseminar gefreut. Es sollte über die „Abteilung C“, den Schutzdienst gehen und es hatte sich ein breites Feld an Teilnehmern angekündigt. Vom absoluten Neuling bis hin zum Teilnehmer an der deutschen Meisterschaft war alles vertreten. Wie holt man so ein Teilnehmerfeld ab, dass keine Langeweile aufkommt und jeder etwas davon hat. Ich wollte den Spaß am Sport vermitteln, die notwendigen Grundlagen, darauf aufbauend eine spezielle Trainingsphilosophie, um den Teilnehmern einen „Leitfaden“ an die Hand zu geben und natürlich in der Praxis demonstrieren. Gedacht….getan!

Spaß

Dem Schutzdienst haftet ja leider immer ein zumeist nicht ausgesprochener Makel an. Hunde, die ausgebildet werden, um einen Menschen in den Arm zu beißen, sind gesellschaftlich zumindest verdächtig, wenn es sich nicht gerade um Diensthunde handelt. Im Fließtext lässt sich zwar gegen alles argumentieren, aber Faszination für eine Sportart kommt nur dann auf, wenn man sie selbst erlebt. Erlebnisse und Erfahrungen vom Training, Meisterschaften und Hundesportlern aus dem In- und Ausland bildeten deshalb den Einstieg in die Welt des Schutzhundesports.

Grundlagen

Unseren Vierbeinern brauchen wir den Spaß am Sport nicht erklären. Sind doch alle (Gebrauchs-) Hunde von Natur aus mit einem Repertoire an Verhaltensweisen, Trieben und Sinnesleistungen ausgestattet, die wir durch diesen Sport entsprechend aktivieren. Im Wesentlichen waren für uns an den beiden Seminartagen das Beuteverhalten der Hunde und der Verhaltenskomplex der Aggression maßgeblich. Im Theorieteil des Seminars ging es darum, die Verhaltensweisen zu erkennen, zu nutzen und vor allem zu kontrollieren.

Philosophie

Bekanntlich führen recht viele Wege nach Rom und beinahe ebenso viele Trainingsphilosophien zu einem ordentlichen Prüfungsergebnis im Hundesport. Sie alle bauen auf denselben biologischen Grundlagen des Lernverhaltens unserer Hunde auf, haben aber unterschiedliche Ausprägungen.

Als Leistungsrichter sehe ich bei vielen Prüfungen im Schutzdienst Hunde, die sich zwar sehr beherzt mit dem Helfer auseinandersetzen, aber von ihrem Nervenkostüm her arg belastet scheinen. Das zeigt sich vor allem in unruhigen, schlechten Griffen, nervösen Ersatzhandlungen und einer unruhigen Arbeit in der Unterordnung.

Die vorgestellte Trainingsmethode, die sich vor allem über eine beuteorientierte, ruhige Arbeit mit dem Hund definiert, sollte den Teilnehmern eine Hilfestellung für ihr eigenes Training geben. Wichtig war uns an den beiden Tagen auch das Team Mensch/Hund und der Kontakt über Leine, Geschirr und Halsband.

Praxis

In der Praxis zeigte sich dann, dass auch die Hundeführer oft nervös sind und sich beim Training nicht die nötige Ruhe und Zeit nehmen. Da wir davon reichlich hatten, nutzen wir das strahlende Wetter bis in die frühen Abendstunden. Mit den vielen jungen Hunden und Neulingen konnten wir gut die Aufbauarbeit demonstrieren und eine gute Grundlage für das weitere Training schaffen. Das gezeigte Verhalten wurde jeweils kommentiert, damit es auch für die Zuschauer gut einzuordnen war. Schon manifestierte Probleme in der Ausbildung lassen sich natürlich nicht an zwei Tagen lösen, aber ein entsprechender Weg lässt sich immer aufzeigen und auch für die Profis fanden wir die ein oder andere Herausforderung und den passenden Tipp.

Fazit

Die zwei KfT Seminartage sind wie im Flug vergangen, mit engagierten und wissbegierigen Teilnehmern, die wir hoffentlich mit ihren Terriern, Schäferhunden und Boxern in den nächsten Jahren bei einer Sportveranstaltung wieder treffen. Perfekt umsorgt und verpflegt von PHV Sarstedt war es hoffentlich nicht das letzte Seminar, dass wir vom KfT ausgerichtet haben.

Uwe Ritthammer

Ein Bericht aus der Sicht des Teilnehmers Dietrich Mehnert

„Variabel trainieren, aber der Hund bleibt immer Sieger“ –
Schutzdienst Workshop bei der OG Hildesheimer Börde

Am 26./27.2.22 hatte die Ortgruppe im Klub für Terrier e.V. einen Schutzdienst-Workshop mit Referent Uwe Ritthammer aufgelegt, der nach Ausschreibung unmittelbar schon ausgebucht war. 18 Teams mit Hund waren beteiligt, davon 15 mit Airedale Terriern, zwei Teams mit Schäferhunden und ein Team mit Boxer, weiter auch 8 Gäste ohne Hund. Jedes Team hatte vorab seine ausgewählten Übungsteile des Schutzdienstes für den praktischen Teil benannt. Der Referent wurde an beiden Tagen als Schutzdiensthelfer verstärkt durch Sohn Jan Ritthammer. Als Moderatorin unterstützte Heike Ritthammer das Handling der Hunde. Dieses Ritthammer-Praxis-Team arbeitete tadellos und ergänzte sich gut bei allen Beobachtungen und Vorschlägen.

Beide Tage begannen mit einer Theorieeinheit, die Uwe Ritthammer mit vielen Fotos und Videosequenzen eindrücklich und lebendig gestaltete.

„Der Hund braucht Chancen zum Problem lösen.“
Themen waren am Samstag zunächst die Basics der Schutzdienst – Ausbildung:
Die Trainings Anteile bestehen zu etwa 80% aus Beutearbeit. Gearbeitet wird mit Geschirr und Halsband: Entweder erfolgt Triebförderung mit Geschirr oder Unterordnung mit Griff ins Halsband.

Ziel ist, dass der Hund den Helfer auffordert, nicht umgekehrt der Helfer den Hund aktiviert.

Vorschläge und Praxisbeispiele wurden dargestellt, z. B.
– zum Verbellen mit „labberigem“ Kaninchendraht als Abgrenzung, damit der Hund seine optimale Position vor dem Helfer selbst sucht;
– und zum Techniktraining  der Fluchtvereitelung mit sichtversperrender Plane, die nur den Blick auf den Oberkörper des Helfers freigibt;
– oder zum Seiten- und Rückentransport die Anrede „Helfer“ als Signalwort zu nutzen: „Eine nach Prüfungsordnung kostenlose Führerhilfe.“

Weiche statt harter Kommandos, rechtzeitige und richtige Bestätigung, das Sprungtuch für vollen und festen Griff beim Angriff aus der Bewegung, waren weitere Themen mit einer Fülle von Einzelhinweisen.

Es gilt immer:
Kein Stress, abwarten bis sich der Hund richtig verhält, dann erst den Hund freigeben. Ein vorprellender Hund erhält keine Freigabe!

Der Hund muss runterkommen können. Unterordnungsanteile wie Transporte können oft gut mit Futter belohnt und die Schutzdienst-Arbeit beruhigt werden.

Trainingsgrundsätze:
 – nicht im Training die Prüfungsordnung abwickeln
– z.B. Vorab-Anbisse praktizieren
„Unsere Hunde sind nicht warm, wenn sie aus der Box kommen.“
Deshalb warm up und cool down!
– je nach Alter nur ein bis zwei Einheiten mit Beziehung Helfer und Hund an einem Tag
– am Ende immer ein Flieger ohne Helfergegenwehr
– dann Abschwitzen und Ärmel tragen


„Trainiere alles!“
Unter dem Titel „Von der IGP I zu DM“ machte Uwe Ritthammer am zweiten Tag Mut, sich eigene Ziele zu setzen. Wenn man mehr will, als nur im Verein Prüfungen zu bestehen, dann steigen die Anforderungen sehr. Arbeiten die Schutzdiensthelfer im Verein für den Hund, so arbeiten sie bei Ausscheidungsprüfungen selektiver und für den Leistungsrichter.

Selbstverständlich ist die Reihenfolge nach der Prüfungsordnung eigener Trainingsinhalt. Es sollten auch die gängigen Armhaltungen und Stockbelastungsteste beim Angriff auf den Hund und beim Bedrängen trainiert werden.
Alles, was passieren kann und nicht in der Prüfungsordnung steht, sollte aber auch eingeübt werden: Ein großer Platz, ungewohnte Lautsprecheransagen, Hall im Stadion irritieren durchaus. Die langen Distanzen im Stadion, der Duft eines Reiterstadions, die Art der Versteckaufstellung, das Verbellen mit unmittelbarer Zuschauerkulisse können für Hund und Hundeführer durchaus beeindrucken.

Lebhaft wurden Uwe Ritthammers Bilder und Videos von Meisterschaftsprüfungen zum Helferverhalten diskutiert, wie stürzende Schutzdiensthelfer mit Hundeanbiss im Ärmel oder der Frontalaufprall des Hundes auf den Schutzdiensthelfer. Verletzungsgefahr für Hund und Helfer sind beim Schutzdienst nicht unerheblich.

Praktischer Teil:
Lange und ruhige Übungseinheiten über viele Stunden an beiden Nachmittagen mit Uwe, Jan und Heike Ritthammer und vielen Teilnehmern auf dem Platz bescherten jedem Team bei Sonnenschein ein ausgiebiges Training und ein gutes Praxis-Gespräch zu den selbst gestellten Schutzdienst-Aufgaben.



Was war wichtig oder gefiel besonders?
Was nehmen die aktiven Teams mit nach Hause? 
Denise Fiedler, mit ihrem ersten Airedale Terrier beteiligt, 7 Monate alt und jüngster Hund beim Workshop, schätzt jetzt die „längeren und ruhigen Übungseinheiten im Schutzdienst“, die sie aus ihrer früheren Erfahrung mit Deutschen Schäferhunden nicht kennt. Dort ging es eher immer „kurz, zackig und aufgedreht“ zu.

Tobias Dugan führte den ältesten Hund, einen 7 jährigen Airedale Terrier mit IPG 3 Prüfung. Er hat Interesse an überregionaler Schutzdienst-Arbeit auf einem fremden Hundeplatz und mit fremden Helfern. In seinem DVG Verein sind sie noch das einzige Airedale Terrier-Team, hier waren sie zum ersten Mal Teil der Terrier-Gemeinschaft.

Hundesportler mit Wohnmobilen freuten sich über ausreichend Park- und Stellplätze, und alle Gäste über ein klasse Catering. Grünkohl oder Grillteller mittags und ein reichhaltiges Büffet beim Kameradschaftsabend mit gezapftem Bier sprechen eben auch für professionelle ehrenamtliche Arbeit im Gebrauchshundesport, oder in Begriffen der Prüfungsordnung: Vorzüglich!


Der Workshop auf dem Hundeplatz des Polizeihundverein Sarstedt und die nette Atmosphäre im Vereinsheim waren die beste Einladung, wieder nach Sarstedt aufzubrechen.
Danke der Ortgruppe und dem Ritthammer-Trio für die Güte des Workshops.


Dietrich Mehnert