Giardien: Ein neues Problem bei unseren Hunden?

In letzter Zeit häufen sich Berichte von Hundehaltern, die leidvolle Erfahrungen mit „unerklärlichen Durchfallerkrankungen“ ihrer Hunde machen mussten, und oftmals eine wahre Odyssee an Tierarztbesuchen hinter sich gebracht haben, ehe die wahre Ursache der Verdauungsstörungen ihres Hundes erkannt wurde. Giardien – waren die Übeltäter, Einzeller, die sich im oberen Teil des Verdauungstraktes des Hundes aufhalten, und die Ursache allen Übels sein können……… Aber der Reihe nach ….

Die Berichte der Besitzer gleichen sich oftmals sehr. Der Hund hat immer mal wieder Durchfall – ohne wirklich ersichtlichen Grund – mal wird als Erklärung der tote Fisch o.ä. genannt, den der Hund am Fluss gefressen hat(„Schätze“ gibt es überall!!); mal ist es das Brackwasser aus der Pfütze beim letzten Spaziergang, welches gierig getrunken wurde, oder es hat eine Futterumstellung gegeben oder… es ist sooo heiss …oder, oder , oder. Ja, Stress wird auch oft genannt, welches der Hund evtl. bei der Ausbildung / Ausstellung hatte, oder weil in der Nachbarschaft die Hündin läufig ist ! Das Spektrum an Erklärungen, die hilfesuchend von Besitzern und Tierärzten gefunden werden, ist breit.
Blut – und normale Kotuntersuchungen auf Parasiten hin – geben oftmals keine klaren Hinweise auf eine Erkrankung, und dennoch… der Hund hat immer wieder Durchfall. Eine komplette Futterumstellung soll dann im Ausschlussverfahren eine Futtermittelallergie auf einen bestimmten Inhaltsstoff herausfiltern, aber so oft ist auch diese Maßnahme nicht erfolg bringend. Immer und immer wieder in mehr oder minder gleichmäßigen Abständen mit Phasen der Besserung treten die Durchfälle auf. Die Hunde wirken eigentlich gar nicht richtig krank, sind lustig und guter Dinge……… bis auf die Durchfälle, die natürlich auf die Dauer den Hund schwächen. Aber nichts hilft wirklich.

Bis dann ein Tierarzt schließlich drei frische Kotproben von drei aufeinanderfolgenden Tagen gezielt auf Giardien hin untersucht! Oftmals muss dann festgestellt werden, dass der Hund hochgradigen Giardienbefall hat! Dieser muss dann zum Einen mit einem Wurmpräparat behandelt werden (Wirkstoff Fenbendazol z.B. Panacur) zum Anderen sollte der Hund mit dem Antibiotikum Metronidazol behandelt werden. Leidet der Hund schon lange unter der oben beschriebenen Symptomatik, kann es sein, dass schon bald ein Rückfall kommt und die Behandlung wiederholt werden muss. Nun heisst es dranbleiben bis auch die letzte Giardie ausgerottet wurde!!

Oft ist es so, dass beim ersten Mal zufällig der Befund der Kotprobe negativ ist – die Giardien sind gerade inaktiv! Darum sollte man unbedingt auf eine Wiederholung drängen! Es wäre nicht das erste Mal, dass trotz Negativbefund Giardien ihr Unwesen treiben.

Giardien (Lamblien) – hierbei handelt es sich um Einzeller aus der Familie der Flagellaten. Sie sitzen vor allem im Duodenum (Zwölffingerdarm) und oberen Jejunum (Dünndarm) der Wirtstiere. Die Infektion erfolgt über kontaminierten Boden und Wasser. Oft gibt es, bei geringgradigem Befall, keine Symptome des Hundes– bei Vermehrung im Darmtrakt kommt es jedoch zur teilweisen Zerstörung der Darmschleimhaut. Dies wiederum hat breiige, schleimige, hell in der Farbe und mit Blut durchsetzte Durchfälle zur Folge. Ist das Immunsystem des Hundes aus irgendwelchen Gründen nicht ganz in Ordnung, kann es zu dieser Vermehrung der Giardien mit oben beschrieben Folgen führen, der Hund erkrankt an einer Giardiose!.

Bei erwachsenen Hunden tritt Giardia – Befall bei 10% der Tiere auf. Bei Welpen und Junghunden können jedoch 50% der Hunde Giardien im Darm haben. (cit. Beilage, Fa. Intervet).

Nun ist es so, dass sich das Immunsystem bei dem jungen Hund erst aufbauen muss– so ist es sicher auch zu erklären, dass vor allem Hunde unter 1 Jahr oftmals heftige Durchfallerkrankungen in Folge der Giardien haben.

Manchmal kann man auch feststellen, dass ein plötzlicher Futterwechsel stattgefunden hat, oder der Hund musste operiert werden – auch stellt eine Läufigkeit oder gar die Aufzucht von Welpen für die Hündin einen körperlichen „Stress“ dar, was evtl. zur Anreicherung der Giardien führen kann! Es gibt die unterschiedlichsten Vorberichte – eins steht jedoch fest: immer wiederkehrende Durchfälle sind nicht „normal“ und man sollte als Hundehalter darauf drängen, dass eine, bzw. mehrere eingehende Kotuntersuchungen auf Giardien hin erfolgen sollten(möglichst vom „Durchfallkot“!). Nicht zuletzt weil es sich um eine Zoonose handelt, was nichts anderes heisst, als dass eine Übertragung von Mensch zum Tier und umgekehrt erfolgen kann!!!!!

Dr. agr. Elke Uhlemann
Dr. med. vet. Beate Stolz

Literaturhinweis :
B. und H. Mehlhorn, Gefahren für Hund und Halter , Springer Verlag
Sonderdruck aus „Kleintierpraxis“, 44.Jg.,Nr.12, 1999.
Beilage der Fa. Intervet

Auch zum Thema Giardien:
http://www.pedigree-zuechter.de/pbweb/content/pdf/wissen/artikel/Fachartikel_Giardien.pdf