Am letzten Februarwochenende reisten 30 fährtenbegeisterte Menschen und Hunde, sowie viele interessierte Hundesportfreunde nach Edingen-Neckarhausen, um dort im Laufe von drei Tagen die deutsche Meisterschaft der besten Fährtenhunde aus allen Gebrauchshunderassen zu erleben.
Diese Meisterschaft des Verbandes für das deutsche Hundewesen, kurz VDH-DM FH, findet einmal jährlich statt, nachdem die teilnehmenden Verbände in eigenen Qualifikationswettkämpfen ihre Mannschaften ermittelt haben. Die Zuchtverbände für Terrier, Rottweiler, Boxer, Malinois, Dobermänner, Riesenschnauzer und Hovawarte, sowie die Hundesportverbände schicken ihre Mannschaften, die aus zwei oder drei Teams bestehen. Hinzu kommen die Vorjahresbesten. Die Sieger nehmen an der FCI Fährtenhundweltmeisterschaft teil, die in diesem Jahr in der Slowakei ausgerichtet wird.
Für den KfT fand die Ermittlung unserer Mannschaft, bestehend aus den beiden Teams Ute Falscheer mit ihrem Border-Terrier Rüden Zig -Zag Felix Dundee Devil und Brigitte Stevens mit ihrem Airedale-Terrier Rüden Pelle vom Roten Milan, in diesem Jahr im Oktober 2017 bei der OG Hildesheimer Börde in Sarstedt anlässlich der KFSP statt (s. Januarausgabe des Terriers).
Der Wettbewerb findet in der höchsten Stufe, der IPOFH statt. Die Teams müssen an zwei Tagen zwei 1 bis 1,5 km-lange FH2-Trittfährten absuchen. Diese beinhalten 7 Schenkel und einen Bogen mit 7 recht- oder spitzwinkligen Winkeln. Der Fährtenleger geht mit normalen Schritte über das Gelände und legt 7 Gegenstände auf die Fährte. Nach 2,5 Stunden kreuzt ein Verleitungsleger zweimal die Fährte und eine halbe Stunde später setzt der Hundeführer seinen Hund am Ansatz an. Der Hund muss nun dem Fährtenverlauf exakt mit tiefer Nase folgen, darf nicht in die stärker riechende Verleitung abbiegen und muss die Gegenstände anzeigen.
Wie im Vorjahr hatten der HSV Edingen und der VfH Neckarhausen in ihrer in der Metropolregion Rhein-Neckar liegenden Gemeinde die zeit- und arbeitsaufwändige Ausrichtung und Organisation der diesjährigen VDH-DM FH übernommen, und genau wie im Vorjahr haben die Vereinsmitglieder um die beiden Vorsitzenden Richard Strauss und Jürgen Thoma hervorragende Arbeit geleistet, um Hundesportlern und Publikum ideale Rahmenbedingungen zu schaffen. Die extreme Kältewelle, die sogenannte sibirische Kältepeitsche, die vielen Teams ein erfolgreiches Abschneiden in diesem Wettkampf unmöglich machte, hätten die Organisatoren gewiss gern abbestellt.
Als Leistungsrichter eingesetzt waren Franz J. Schwan (DVG) und Frank Heindorf (ADRK). Ihnen standen die beiden Oberrichter Klaus-Jürgen Glüh und Karl-Heinz Nieratzki zur Seite.
Es standen recht unterschiedliche Felder zur Verfügung. Blanker grobscholliger oder gegrubberter Acker, kleine Saat und weiterer Bewuchs auf kleinteiligen Parzellen wurden freundlicherweise von den ansässigen Landwirten und Jagdpächter ausreichend zur Verfügung gestellt, so dass alle Fährten in einer dieser deutschen Meisterschaft würdigen Art lang und schwierig genug mit Geländewechseln und Wegüberquerungen unter der Aufsicht von Richard Strauss gelegt werden konnten. Für die Fährtenleger war es sehr schwierig, in dem gefrorenen Boden irgendwelche Verletzungen zu erzeugen. Kritisch anzumerken ist, dass man in keiner Weise auf die extrem schwierigen Bedingungen durch das Wetter reagiert hat. So hätte man den blanken, grobscholligen Ackerboden, der nahezu keine Geruchsbildung erlaubte, heraus nehmen sollen und den Fährtenlegern erlauben sollen, die vormittags gelegten Fährten fester zu treten als es sonst bei einer deutschen Meisterschaft üblich ist.
Als Terrierfreunde freuten wir uns, unter den Fährtenlegern Jochen kennen zu lernen, der zusammen mit seiner Frau Karin den jungen Airedale Loarne von Erikson in der Ausbildung hat.
Bei herrlicher Wintersonne , tiefen Temperaturen und eiskaltem Wind machte sich nach der Auslosung der Fährten eine lange Wagenkolonne auf ins Fährtengelände. Unsere KfT-Teilnehmerin Brigitte Stevens hatte für den Freitag eine der ersten Fährten gezogen, die am frühen Morgen bei Frost gelegt und am Mittag bei Plustemperaturen abgesucht werden musste. Auf dem grobscholligen, gefrorenen Acker war kaum Witterung vorhanden trotz der Bemühungen des Fährtenlegers, so dass Pelle bereits am Ansatz Schwierigkeiten hatte, die Spur aufzunehmen. Bis kurz vor der Wegüberquerung kämpfte sich Pelle langsam und immer wieder abweichend von der Fährte durch, konnte dann besser in den Verlauf kommen, die Wegüberquerung in die Wiese gut meistern und den ersten Gegenstand korrekt verweisen. Danach überlief er den ersten Winkel und fand nicht mehr in den Fährtenverlauf. Leistungsrichter Frank Heindorf (RZVH) brach die Suche ab, lobte die Kampfbereitschaft des Teams und vergab trotz des verwiesenen Gegenstandes wegen der Schwierigkeiten bei der Suche 0 Punkte. Insgesamt konnten an diesem Tag von 18 regulären Fährten nur 14 erfolgreich mit maximal 90 Punkten abgesucht werden, eine Ersatzfährte am Nachmittag erbrachte 96 Pkt.
Am Samstag kamen beide Teams zum Einsatz. Wieder war es sonnig und nachts weit unter Null, während es im Tagesverlauf taute. Unsere meisterschaftserfahrene Vereinsfreundin Ute Falscheer und ihr achtjähriger Felix, mit dem sie schon zum 6. Mal an dieser Veranstaltung teilnahm, hatten ihren Start um 11.00 Uhr. Felix nahm auf dem Schollenacker gut die Fährte auf und meisterte den Geländewechsel souverän. Danach jedoch konnte er den Winkel nicht finden. Glücklicherweise hatten Mannschaftsführer Thomas Schuler und die Fährtenlegerin beobachtet, dass ein Spaziergänger seinen Hund just in diesem Bereich spielen sowie sich entleeren ließ. So konnte Thomas erfolgreich bei den Oberrichtern Einspruch einlegen, und Ute bekam eine Ersatzfährte am Nachmittag zugebilligt. Dann waren Brigitte Stevens und ihr Pelle an der Reihe. Für die beiden war es die Premiere bei einer VDH-Fährten-DM. Leider konnte Pelle diesmal auf dem blanken Acker die Fährte überhaupt nicht aufnehmen, so dass LR Franz J. Schwan (DVG) sofort abbrechen musste. Beim Nachsuchen mit dem Fährtenleger konnte Pelle sich einsuchen, hatte aber weiterhin einige Probleme. Am späten Nachmittag wurden von Felix und einem weiteren Hund die Ersatzfährten abgesucht. Felix nahm auf kleiner Saat ruhig die Spur auf und arbeitete sie sehr sorgfältig und sicher aus. Schon hofften wir auf einen erfolgreichen Ausgang, als beim Wegübergang der Border-Terrier die Fährte verlor. Leider auch hier Abbruch. Selbst der amtierende Weltmeister Michael Tomczak und sein erfahrener Schäferhundrüde Aik vom Rio Negro mussten aufgeben, als Aik in die Verleitung abbog. Auch am Samstag war die Erfolgsquote wetterbedingt sehr schlecht. Von 24 gelegten Fährte konnten nur 6 erfolgreich abgesucht werden, zwei Ersatzfährten ergaben 97 und 47 Pkt.
Am Abend fand ein gemeinsames Abendessen in der Speisegaststätte des Edinger-Hundesportvereins „Toni“ in geselliger Runde statt. Hier wurde viel gefachsimpelt und über den Termin der Veranstaltung kritisch nachgedacht. Die meisten Hundesportler sprachen sich für eine Verlegung auf das Jahresende aus.
Am Sonntag bei Dauerfrost suchten Ute und Felix auf kleiner Saat. Es begann sehr gut mit einer intensiven Suche und einem sicheren Verweisen. Die beiden ersten Winkel gelangen ohne Beanstandungen, Felix ging in den Bogen, konnte diesen aber leider nicht beenden. Auch hier erfolgte Abbruch der Arbeit, sehr schade, zumal der Hund danach den Rest der Fährte ausarbeiten konnte. Das Ergebnis des letzten Tages ergab von 18 Fährten 7 erfolgreich abgesuchte.
Insgesamt konnten von 60 (+3 Ersatzfährten) nur 19 (+2) erfolgreich beendet werden, was auf die extremen Wetterbedingungen zurück zu führen ist. Die erfolgreichen bzw. zu einem großen Teil ausgearbeiteten Fährten wurden hauptsächlich am Nachmittag abgesucht oder begannen auf kleiner Saat, wo sich logischerweise auch bei Minusgraden Witterung bilden konnte. War der Fährtenbeginn auf blankem Acker , misslangen die meisten Suchen. So bestimmte also das Losglück zu einem großen Teil den Ausgang dieser Meisterschaft, was sicher durch eine Berücksichtigung der schlechten Bedingungen beim Legen hätte vermieden werden können. Dennoch waren auch die 25 nicht erfolgreichen Hundeführer berechtigt stolz auf die Leistungen ihrer Vierbeiner, die auch unter den widrigen Bedingungen ihr Bestes gegeben hatten.
Aber Fährtenhundesportler zeichnen sich durch eine große Gelassenheit und Akzeptanz des Gegebenen aus. Bei der festlichen Siegerehrung war die Stimmung fröhlich, obwohl der Vizepräsident des VDH , Wolfgang Henke, nur 5 Teams zum Bestehen gratulieren konnte. Viel Zustimmung fand seine Ankündigung, nach Rücksprache mit den Mitgliedsverbänden den Termin für die nächste VDH-DM FH in den November verlegen zu wollen.
Erfreulich ist, dass die ersten drei Plätze von drei verschiedenen Rassen (Schweizer Schäferhund, Deutscher Schäferhund und Malinois) und Hundeführern aus drei Verbänden (DHV, VDH und DMC) belegt wurden. Bei der FCI Fährtenhundweltmeisterschaft im April besteht die deutsche Mannschaft also aus dem Titelverteidiger Michael Tomczak mit Aik vom Rio Negro, den ersten beiden dieser Veranstaltung, Grit Oberländer mit Chuk vom Reinholdsberg und Thomas Thies mit Tara von den Wannaer Höhen, sowie als Ersatz Denis Plaschil mit Naomi vom Further Moor.
Thomas Schuler (Mannschaftsführer)