Anlässlich ihres Vortrages über Inzucht auf dem Züchtertreffen 2004 in Kassel hat Frau Dr. Elke Uhlemann die wichtigsten genetisch-statistischen Fachausdrücke in der Tierwelt wie folgt erklärt:

INZUCHT:
Paarung von Individuen, die enger miteinander verwandt sind als die Individuen ihrer Population im Durchschnitt untereinander.

INZESTZUCHT: 
Inzucht in engsten Verwandtschaftsgraden z.B. Geschwisterpaarung, Eltern/Nachkomme.

INZUCHTDEPRESSION:
Verminderung der Vitalität, Fruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit als Folge von Inzucht.

INZUCHTGRAD:
Allgemeine Bezeichnung für die Stärke der Inzucht. Wird zahlenmäßig durch den Inzuchtkoeffizienten (IK) ausgedrückt.

INZUCHTKOEFFIZIENT: (IK)
Maß für den Inzuchtgrad eines Tieres oder einer Population.

Der Inzuchtkoeffizient eines Tieres ist gleich der Wahrscheinlichkeit, dass zwei Gene eines Genortes herkunftsgleich sind. Die Herkunftsgleichheit besagt hier, dass das Genpaar aufgrund gemeinsamer Vorfahren auf der väterlichen und mütterlichen Seite homozygot (reinerbig) ist.

INZUCHTSTEIGERUNG:
Erhöhung der Inzuchtkoeffizienten einer Population in aufeinander folgenden Generationen.

AHNENVERLUSTKOEFFIZIENT (AVK) (definiert nach Krautwurst)
Quotient aus der Anzahl tatsächlich vorhandener und der Gesamtzahl der möglichen Ahnen bis zur 4. Generation.
AVK und IK haben einen starken Zusammenhang (hohe Korrelation), d.h. verändert sich der eine, so ändert sich der andere auch. (Die Korrelation gibt die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen an).

Vorteil AVK: 
Für den Züchter hat der AVK den Vorteil, dass das Ausmaß der bereits stattgefundenen Einengung der genetischen Varianz (Vielfalt) schneller und genauer angegeben werden kann, als mit dem IK!

HOMOGENITÄT: 
Mit steigender Inzucht sind sehr viele Genorte gleich besetzt, die Nachzucht wird gleichmäßiger.

HOMOGENITÄTSKOEFFIZIENT:
Der Homogenitätskoeffizient macht eine Aussage über die Gleichmäßigkeit der Gene eines Tieres oder anders ausgedrückt über die Einengung der genetischen Varianz (Vielfalt) des Tieres (wird im Dogbase neben dem IK angegeben).
Er wird berechnet, indem man beide Inzuchtkoeffizienten der Elterntiere addiert und diesen Wert durch 2 teilt!
Nach neueren, wissenschaftlichen Erkenntnissen wird der Einsatz der Inzucht in der Hundezucht sehr kritisch bewertet.
WACHTEL 2000, KRAUTWURST 2002 um nur zwei Beispiele zu nennen.

GRÜNDE:
Anstieg von Erbkrankheiten bei zu enger Linienführung , da diese meist rezessiv vererbt werden.
Inzuchtdepressionen – siehe oben
Inzestverpaarungen zu betreiben (in der Tierzucht eine anerkannte Methode als „genetische Wahrsager“) sind aus ethischen Gründen heute eigentlich nicht mehr zu vertreten. Besonders nicht in der Hundezucht, da man ja auch eine Verpflichtung dem Käufer gegenüber hat, ein möglichst gesundes Tier zu verkaufen! Regressansprüche!
Viele Erkrankungen werden eben noch nicht in der Wurfkiste erkannt und könnten so von dem Züchter selektiert werden. Außerdem haben wir ein neues Tierschutzgesetz, welches das Töten von Wirbeltieren nicht so problemlos zulässt, wie es noch vor ein paar Jahren war!!

— Dr. Elke Uhlemann