Protokoll der Versammlung der Airedale-Züchter vom 28. November 1998 in Dorsten

Protokollführer:
Petra Friedl, Tagesordnungspunkt 1
Jutta Sturm, Tagesordnungspunkte 2 – 4

Tagesordnungspunkt l

„Medizinisches Konzept der Fruchtbarkeitshygiene bei Hunden“
Referent: Dr. med. vet. G. Viefhues, Tierklinik Ahlen

Die im nachfolgenden aufgeführte Vorgehensweise gilt für Problemhündinnen, d.h. für solche, die trotz Belegung keine Welpen bekommen. Dabei sollte man jedoch auch daran denken, dass schlechte Fruchtbarkeit anlagebedingt sein kann.
Zu der These „der 13. Tag ist der Richtige“ ist zu sagen, dass es für den richtigen Tag kein festes Schema gibt, wie im Folgenden gezeigt wirkt.

Bei Problemhündinnen ist folgendes Vorgehen zu empfehlen:

  1. Man beginnt mit der Diagnostik 3 – 4 Wochen vor der zu erwartenden Läufigkeit. Die Ursache für ein nicht erfolgreiches Belegen kann auch eine Entzündung der Scheide oder des Blasenhalses sein, die ohne äußere Anzeichen verläuft. Diese kann dann ggf. vor Beginn der Läufigkeit behandelt werden.
  2. Zu Beginn des Zyklus (Läufigkeit) beginnt die Fruchtbarkeitsdiagnose, die bis zur erfolgreichen Bedeckung und Kontrolle des Zyklusendes durch eine Abstrichkontrolle fortgesetzt wird.
    Die Änderung des Zyklus zeigt sich im Abstrich unter dem Mikroskop durch die Einwanderung von weißen Blutkörperchen. Die Fruchtbarkeitsdiagnose besteht aus:

I. Vaginoskopie (Scheidenspiegelung) mit Abstrich und Untersuchung auf Keime,
II. Abstrich und mikroskopische Untersuchung der Zellen
III. Hormon Test (Progesteron-Test) z. B. Target, Hormonost oder direkte Progesteronbestimmung

Zu I. Die Scheide der Hündin ist im Hinblick auf die Keimbesiedlung in 3 Bereiche unterteilt:

a im vorderen Teil befindet sich die Umgebungsflora, die gleich der normalen Keimbesiedlung des Vorhautbereiches des Rüden ist,
b. der mittlere Teil enthält eine normale Mischflora an Keimen auch solche wie Coli, Streptokokken, usw. Diese Keime müssen in einem gesunden Verhältnis stehen. Sie sind krankhaft, wenn eine einzelne Keimart, wie z. B. Coli deutlich vermehrt vorkommt,
c. der hintere Teil ist der Raum vor dem Muttermund, der keimfrei sein muss,
d. der Muttermund selber ist normalerweise beiderseits durch Schleimhautfalten bedeckt, die das Eindringen von Keimen von außen in die Gebärmutter verhindern.

Bei Problemhündinnen sollte man unmittelbar zu Beginn der Läufigkeit zwei Abstriche von der Schleimhaut der Scheide machen, einen aus dem Gebiet vor dem Muttermund und einen separaten zweiten aus dem mittleren Teil, und auf Keime untersuchen lassen. Da Antibiotika auch die normale, benötigte Flora zerstören, sollte 4 – 6 Tage vor dem Belegen eine evtl. durchgeführte antibiotische Behandlung zu Ende sein.
Die Spermien ruhen sich nach dem Belegen bis zu 7 Stunden an der Scheidenwand aus, um Kraft zu sammeln. Dieses Verhalten nennt sich Kapazitation. Während dieser Zeit ernähren sie sich von der normalen Keimflora der Scheidenwand. Ist diese mit pathogenen (krankmachenden) Keimen besiedelt, verlieren die Spermien an Kraft. Keime wie z.B. Coli schädigen die Spermien dadurch, dass sie Toxine (Giftstoffe) ausscheiden, die die Spermien während der Kapazitation aufnehmen.
Die Untersuchung auf Keime sollte in Zyklusnähe erfolgen, um eine Reinfektion oder frische Infektion zu vermeiden
Eine Verbesserung der Schleimhautflora speziell ist nicht möglich. Sinnvoll ist jedoch eine Stärkung der allgemeinen Abwehrkräfte. Die Infektionsgefahr bei der Scheidenspiegelung durch das Vorschieben des Vaginoskops oder des Spekulums beträgt 0,3 %, ist also sehr gering.

Zu II. Die in der Schleimhaut der Scheide anzutreffenden Zellen sind charakteristisch für die verschiedenen Phasen des Sexualzyklus. Die mikroskopische Beurteilung des Schleimhautabstriches dient zusammen mit dem Hormontest der Feststellung des optimalen Decktermins.

Zu III. Der Sexualzyklus der Hündin besteht aus folgenden Phasen:

Proöstrus: (4) 6 – 9 (11)Tage (Vorbrunst mit Anschwellen der Schamlippen und blutigem Ausfluss. Die Zahlen in Klammern geben die kürzeste und die längste Dauer an).

Östrus: dauert 9 Tage im Durchschnitt. (Phase, in der der Eisprung stattfindet und die Hündin das Bespringen durch den Rüden duldet. Proöstrus und Östrus werden zusammen als Läufigkeit bezeichnet). Durch Addition der oben genannten Zahlen wird bereits deutlich, dass „schnelle“ Hündinnen nur 13 Tage und weniger brauchen, „langsame“ dagegen 20 Tage und mehr. Dementsprechend ändert sich auch der jeweils günstigste Tag der Belegung.

Metöstrus: bis 90 Tage (Regenerationsvorgänge an der Gebärmutter)

Interöstrus: 2 – 3 Monate und mehr (Ruhephase)

Läufigkeitsintervalle von 5 Monaten bis zu 1 Jahr sind normal. Wichtig ist, dass der Zyklus etwa ab der 2. Hitze regelmäßig abläuft. Eine wichtige Rolle spielen aber auch äußere Einflüsse wie Witterung, Zusammensetzung des Rudels usw.

Die Brunst (Östrus) beginnt mit dem Anstieg der Hormone LH und Progesteron. Der Eisprung wird durch das Hormon LH (luteinisierende Hormon) ausgelöst. Dieses piekst sozusagen die Eihüllen in den Eierstöcken auf und aktiviert die Ausscheidung von Progesteron. Die Menge des Progesterons steigt kontinuierlich an und bewirkt, dass die Eier sozusagen aus den Eierstöcken in die Eileiter fließen.
Die Ei-Ausflussphase dauert 12 – 24 Stunden, die sich anschließende
Eireifungsphase 24 – 72 Stunden.

Auch hier sind wieder große Unterschiede zu finden. Bei der „schnellen Hündin“ dauert die Phase bis zum optimalen Decktermin ganze 36 Stunden, bei der „langsamen“ 96 Stunden. Nach der Eireifungsphase warten die Eier noch ca. 4 Tage auf die Spermien, bevor sie absterben.
Die Spermien wiederum benötigen nach dem Decken 7 Stunden, um Kräfte zu sammeln. Anschließend wandern sie über den Muttermund hoch in die Gebärmutter und weiter in die Eileiter. Dort findet im günstigsten Falle die Befruchtung statt.

Der wichtigste Zeitpunkt im Zyklus ist die Anstiegsphase des Progesterons, da hierdurch eine genaue Vorhersage des Eisprunges möglich ist. Diesen Anstieg kann man durch entsprechende Hormontests nachweisen. Ein halbquantitativer, zuverlässiger Test ist der „Target Test“. Der LH-Peak und der damit verbundene Anstieg des Progesterons werden durch einen Farbumschlag von der Grundfarbe kräftig blau zu hellblau angezeigt. Der weitere Anstieg des Progesterons bewirkt eine weitere Farbänderung zu ganz hellblau und schließlich zu „weiß“. Die weiße Farbe im Test entspricht einem Progesteronspiegel von ca. 8 ng/ml und der optimale Zeitpunkt des Belegens ist gekommen. Die Besamung sollte man im Abstand von 48 Stunden wiederholen, um einen möglichst großen Zeitraum abzudecken. Eine Mehrfachbedeckung erhöht die Sicherheit.

Mit dem Hormontest beginnt man am besten in den ersten 5 Tagen der Läufigkeit und wiederholt ihn alle 2 Tage bis zu dem Farbumschlag nach hellblau. Jetzt testet man täglich weiter. Bei einem Testergebnis von weiß sollte die Besamung sofort durchgeführt werden.

Zusammenfassend ist zu sagen:

  1. Bei der Vaginoskopie erkennt man den Stand der Hitze anhand der Schleimhautveränderungen in der Scheide. Zum Zeitpunkt der optimalen Besamung ist die Schleimhaut trocken, die Scheide röhrenförmig und die Schleimhautfalten sind so ausgerichtet, dass der Muttermund frei ist.
  2. Der Abstrich dient der Untersuchung der Veränderungen des Zellbildes der Scheidenschleimhaut. Die Veränderungen im Zellbild berücksichtigen jedoch nicht die Eireifungsphase, d.h. die Schleimhaut kann früher aufgebaut sein als dieses tatsächlich aufgrund der Vaginoskopie und des Hormontestes der Fall ist.
    Veränderungen im Zellbild zeigen jedoch an, dass der Zyklus fortschreitet und nicht still steht. Ebenso läßt sich auf diese Weise das Ende der Läufigkeit eindeutig bestimmen.
  3. Durch den Hormontest wird der für den Eisprung so wichtige Anstieg des Progesterons nachgewiesen und so die Feststellung des Konzeptionsoptimums ermöglicht trotz der oft großen Unterschiede in der Dauer des Zyklusverlaufes.

Durch die Kombination aller dieser Untersuchungen ist auch bei Problemhündinnen eine erfolgreiche Besamung möglich. Jedoch sollte man bei dem Verdacht auf anlagebedingte Fruchtbarkeitsstörungen überlegen, ob eine Zuchtverwendung im Interesse der Rasse überhaupt sinnvoll ist.

Petra Friedl

Ergänzende Anmerkung:

Mit Hilfe des Target- oder Homonost-Testes wird halbquantitativ (durch Farbumschlag) die Höhe des Progesterongehalts bei der Hündin bestimmt. Es besteht eine enge Verbindung zwischen Progesteronverlauf und Ovulation (Eisprung) und Konzeptionsbereitschaft (Deckbereitschaft).

Die Ausschüttung des luteinisierenden Hormons (LH) geht mit dem Anstieg des Progesterons einher. 2 Tage später erfolgt die Ovulation.
Mit der Ovulation beginnt die Anbildung der Gelbkörper in Verbindung mit einem weiteren Anstieg des Progesterons. 2 bis 3 Tage nach der Ovulation erlangen die Eizellen Befruchtungsfähigkeit.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten der Hormontests:

  1. Überwachung der Gelbkörperfunktion während der Gravidität.
    Hündinnen mit Gelbkörperinsuffizienz bilden für eine intakte Gravidität zu wenig Progesteron. Der Target- oder Hormonost-Test kann durch die Änderung der Farbstufe Weiß auf schwachblau oder hellblau einen ersten Hinweis auf einen Progesteronabfall geben. Zusätzliche quantitative Progesteronbestimmungen sind hilfreich.
  2. Bestimmung des Zeitpunktes für eine geplante Schnittentbindung.
    Der Progesteronwert fällt etwa 24 Stunden vor dem normalen Geburtstermin stark ab. Das Resultat wechselt von weiß auf kräftig blau. Einige Tage vor dem berechneten Geburtstermin sollte der Target- oder Hormonost für diesen Zweck täglich durchgeführt werden.

Wichtige Testbedingungen, ohne die der Target-Test falsche Ergebnisse liefert:

Der Target-Test sowie die Serum- oder Plasmaproben MÜSSEN Raumtemperatur haben!
Das Testkit und die Proben sollten deshalb 2 Stunden vor dem Gebrauch aus dem Kühlschrank genommen werden.

Die Zeitvorgaben müssen exakt eingehalten werden.

Petra Friedl

Tagesordnungspunkt 2

Bericht des Rassebetreuers/Aussprache

Zunächst berichtet Herr Schwedt, der die HD-Statistik bei den Airedale Terrier führt, dass sich die Ergebnisse weiterhin verbessern. In der Zukunft werden den Züchtern die Ergebnisse der HD-Untersuchungen so aufbereitet, dass sie noch leichter auszuwerten sind.
Im Folgenden berichtet Herr Ganz, der Rassebetreuer, schwerpunktmäßig über die vor allem im letzten Jahr geleistete Arbeit:
Die im März des Jahres durchgeführte Züchterversammlung in Kassel wurde von den anwesenden Züchtern und Deckrüdenbesitzern als erfolgreich beurteilt, bot sie doch Gelegenheit, ausführlich über das VDH-/KfT-Röntgenauswertungsverfahren zu diskutieren, nachdem Herr Prof. Hartung besonders für die „Neulinge“ noch einmal in die Problematik eingeführt hatte.

Eine wichtige Aufgabe des Rassebetreuers ist die Gestaltung der Rasseseite. Dabei wird versucht, den Interessen der heterogenen Leserschaft (Airedale-Besitzer, Züchter, Aussteller usw.) Rechnung zu tragen. Es muss aber festgestellt werden, dass es einen Mangel an Sachartikeln gibt. Herr Ganz bittet deshalb darum, ihn auch in diesem Arbeitsbereich zu unterstützen.

Bewährt hat sich die regelmäßige Veröffentlichung der Telefonnummern von Ansprechpartnern, auf die die Leser unserer Klubzeitung bei Fragen rund um den Airedale Terrier zurückgreifen können.

Dabei haben Anrufer, die sich an den Rassebetreuer wenden, häufig Fragen zur Erziehung, zur Ernährung, zur Haltung oder auch zu Erkrankungen ihres Airedales. Oftmals wollen sich auch Interessenten, die einen Welpen kaufen möchten, kundig machen, oder ein Airedale-Halter sucht Unterstützung bei der Vermittlung seines Airedales, den er aus den unterschiedlichsten Gründen abgeben muss. Nicht vergessen werden dürfen bei der Aufzählung die große Anzahl der Anrufe, in denen Airedale-Halter die Zufriedenheit über ihren Hund mitteilen.
Auf die Frage, wie der Rassebetreuer verfahre, wenn Klagen über einen Züchter geführt werden, erklärt dieser, dass man jeden Einzelfall sachlich und objektiv prüfen muss. Es müssen dabei die berechtigten Interessen aller Beteiligten gesehen werden.
Am Ende dieses Berichtes bedankt sich Herr Ganz bei allen, die bei der Betreuung der Rasse in den letzten Jahren mitgeholfen haben.

Tagesordnungspunkt 3

Neuwahl des Rassebetreuers

Herr Ganz bittet Herrn Ritz, die Wahlleitung zu übernehmen. Dieser informiert die Anwesenden über die wichtigsten Fragen zur Rassebetreuerwahl und eröffnet dann den Wahlvorgang. Herr Ganz wird als einziger Kandidat vorgeschlagen und im anschließenden Wahlgang einstimmig gewählt.

Herr Ganz bedankt sich für die Wahl und schlägt vor, wieder einen stellvertretenden Rassebetreuer zu bestimmen. Die Versammlung schlägt Frau Friedl und Herrn Schwedt vor. Herr Schwedt lehnt aus persönlichen Gründen eine Kandidatur ab. Frau Friedl wird einstimmig gewählt.

Der neu gewählte Rassebetreuer regt an, die Ansprechpartner, die regelmäßig in der Klubzeitschrift genannt werden (s. o.) neu zu bestimmen. Die Versammlung einigt sich darauf, dass neben dem Rassebetreuer und seiner Stellvertreterin folgende Ansprechpartner genannt werden: Herr Schwedt (Airedale-Info und HD-Ergebnisse), Frau Vollenberg (Leistungsstatistik), Herr von Bardeleben (jagdliche Verwendung des Airedales), Frau Hiltrud Brandt (Erziehung und Ausbildung), Frau Kirsten Brand (der Airedale als Rettungshund).

Tagesordnungspunkt 4

Verschiedenes

Herr Ganz berichtet, dass etwa seit Mai auf Beschluss des KfT-Vorstandes keine HD-Ergebnisse mehr im Terrier veröffentlicht werden. Zu dieser Thematik sind ihm zwei Schreiben/Anträge (Frau Friedl und Frau Dr. Oestreicher) zugegangen, die die Wiederveröffentlichung der Daten wünschen. Die Versammlung diskutiert die Thematik. Während die überwiegende Mehrheit eine Veröffentlichung für unverzichtbar hält, um die bisherigen Erfolge bei der HD-Bekämpfung nicht zu gefährden, vertritt Herr Ritz als Klubvorsitzender und stellvertretend für den Vorstand die Meinung, dass der durch die Nichtveröffentlichung gewonnene Platz in der Klubzeitschrift den „kleineren“ Terrierrassen zur Verfügung gestellt werden soll. Aus Kostengründen kommt eine höhere Seitenzahl des „Der Terrier“ nicht in Frage. Alle HD-Ergebnisse stehen auch weiterhin den Interessierten zur Verfügung, da sie von der Hauptgeschäftsstelle angefordert werden können.

Am Ende der zum Teil heftig geführten Diskussion über das Thema wird beschlossen, nach einem Weg zu suchen, der den Interessen aller Beteiligten gerecht werden kann. Herr Ritz sagt zu, dass den Rassevertretern Gelegenheit gegeben wird, ihre Position im Rahmen der nächsten Sitzung dem Vorstand des KfT darzustellen.

Zum Schluss der Versammlung beschließen die Anwesenden auf Vorschlag des Rassebetreuers, in Zukunft nach Möglichkeit wegen der unsicheren Wetterlagen keine Züchtertreffen mehr in den Monaten November bis Februar durchzuführen.

Gegen 17.00 Uhr beendet Herr Ganz die Versammlung und wünscht allen Anwesenden einen guten Heimweg.

JANUAR ’99